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Poésie, nouvelles et contes

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Märchen : Die Legende der drei Wünsche

14 février 2010
par Lémuel

Eines Tages ging ein junger Knabe auf einem Schlammweg, als sich die leichte Sandale die er trug zerriss. Er hielt seinen Gang ab, beschwerte sich gegen diesen Streich des Schicksals und ließ seine Wut sich laut ausdrücken :
„Ach, hätte ich doch bessere Schuhe oder ein Pferd oder sogar einen Reitwagen, um mir dieses peinliche hin- und hergehen zu ersparen !“
„Pass auf !“, antwortete ihm eine Stimme hinterher, „Du solltest dir nicht so unbedeutende Dinge wünschen.“
„Unbedeutende Dinge ! Aber wer bist du doch, um mir die Leviten zu lesen, du Alter !“
„Ich ? Ich bin niemand, niemand, der wichtig ist. Aber ich würde mich schämen, dich einfach so zu lassen, alle deine Wünsche zu vergeuden.“
„Meine Wünsche…“, antwortete der Knabe mit einer zögernden Stimme, er sagte sich aber, dass der Alte nicht sehr hellsinnig scheint.
„Ja, ich spreche von deinen drei Wünschen. Weißt du nichts darüber ? Ach ! Heute schenkt niemand mehr Achtung, heute schenkt niemand mehr Dankbarkeit für die Wunder des Lebens… Ich werde dir die vergessene Legende erzählen. Aber pass gut auf, das ist keine bloße Legende, ganz im Gegenteil, das ist eine große Wahrheit. Jeder Mensch, wenn ihm das Leben geschenkt wird, wird auch der Fürsorge eines Schutzengels anvertraut. Und dieser Engel kann ihm drei Wünsche erfüllen, aber nur drei.“
„Na, also wenn es wahr ist, warum hat er mir noch nie zugehört ?“
„Zugehört, aber was doch ? Weißt du was ein Wunsch ist ?“
„Natürlich… es ist was man begehrt, was man haben möchte.“
„Und wie viel Dinge möchtest du haben ? Wie viel hast du begehrt, heute nur ?“ Der Knabe geriet ins tiefe Nachdenken während mehreren Minuten. Er hatte tatsächlich viele Wünsche, große wie reich, schön und respektiert zu sein, oder kleine wie neue Schuhe, oder ein Pferd oder noch mehr Fleisch anstatt Suppe zu haben. Es fehlte ihm doch so viel !
„Ja, es ist wahr“, sagte der Knabe, seine lange Stille brechend. Der Alte ließ ein kleines listiges Lächeln erscheinen. „Es ist wahr dass ich viele Dinge haben möchte.“
„ Du brauchst dich nicht zu schämen, du bist einfach wie die meisten Menschen, du möchtest mehr haben. Die Leute wollen immer mehr, aber siehst du, das ist gerade das Problem. Dein Engel hört sich alle deine Bitte, alle deine Wünsche an, er weißt nicht mehr welche er wählen muss, also erfüllt er drei in deiner ganzen Lebensspanne einfach zufällig. Es kann sich um große Wünsche handeln oder um kleine, wie die, die du vorher gemacht hast.“
„So nützt das nichts !“
„In einem gewissen Sinn, ja. Diese dir geschenkte Chancen werden oft vergeudet. Stell dir vor, dass die drei Bitten, die du gerade hattest, in Erfüllung gehen. Denkst du, du wärst glücklich. Denkst du, du wärst damit zufrieden, das sich genau diese drei verwirklichen, und nicht andere !“
Der Knabe geriet abermals ins tiefe Nachdenken. Die Worte des alten Mannes schienen sehr einfach und gleichzeitig seltsamerweise wahr. Er wagte es nicht mehr, sich an all die schon in seinem kurzen Leben von ihm ersehnten Wünsche zu erinnern. Was wenn alle seine Chancen schon vorbei waren ! Er blickte auf und wollte dem Alten eine Frage stellen, aber der war schon weg. Echt seltsam ! Der weg streckte sich auf der Wiese hinaus, der Alte sollte noch in Augenreichweite sein. Der Knabe war doch nur ein paar Minuten in seinen Gedanken verloren geblieben, oder also vielleicht mehr ! Er grübelte noch ein bisschen nach und dann kehrte er heim, ohne ein Wort zu sagen, selbst ohne noch zu wissen, warum er bis hierher gelaufen war.
Diesen Abend stellten ihm seine Eltern eine Frage, die normalerweise ihm Freude hätte bringen müssen, aber jetzt nicht mehr. Die Frage war doch ganz einfach. Der morgige Tag war sein Geburtstag, seine Eltern wollten wissen, was für ein Geschenk er sich wünschte.
Er sollte sich was wünschen ! Keine Antwort wagte er zu geben. Er dachte an die Worte des alten Manns wieder. Er sagte, er wollte überlegen und er würde seine Antwort morgen früh geben. Er ging dann ins Bett, ohne ein Wort hinzufügen.
Der Knabe konnte den Schlaf nicht finden und wagte auch nicht ihn zu wünschen. Was wäre wert erfüllt zu werden ? Nur drei Wünsche. Er möchte so sehr die Antwort darauf finden. Ohne es zu merken, schlief er ein. Am morgigen Tag erwachte er mit einer Idee im Kopf. Die Weisheit, die Weisheit sollte er bekommen, dann würde er wissen, was am besten zu tun ist.
Seine Eltern fragten ihn noch ein Mal, was er sich für seinen Geburtstag wünschte, und er antwortete :
„Nichts, ich wünsche mir nichts.“

So sprach er und so tat er. Von diesem Tag an wünschte sich der Knabe nichts mehr, außer eines Dinges, eines einzigen Dinges : der Weisheit. Er sagte zu sich selbst, dass sein Schutzengel kein Problem mehr hätte um zu wählen, wenn er nur das wünschte. Er würde ihm noch am Ende zuhören und erfüllen.
Und der Knabe wartete geduldig. Er wünschte nichts mehr außer der Weisheit. Er lernte das Leben zu genießen, wie es kam, ohne das Geringste davon ändern zu wollen. Das erfreute ihn zu wissen, dass, einmal die Weisheit erlangt, er wüsste, was zu wählen war. Er würde dann erfüllt werden und ein glückliches Leben führen.
Und der Knabe wurde zu einem jungen Mann, dann der junge Mann wurde zu einem reifen Mann, dann der reife Mann wurde zu einem alten Mann, und immer wartete er geduldig. Es war jetzt in seiner Natur tief eingeprägt worden. Er nahm alles an, wie es kam, und da er sich nichts wünschte, war sein Geist frei, all das Reichtum und die Freude zu sehen, die jeder Tag des Lebens bringt, anstatt nur auf das Fehlende aufzupassen. Nie beklagte er sich, und nie wurde er zornig, und all die Leute um ihn herum liebten und respektierten ihn, denn er war der Gegner niemands, er stritt sich mit niemanden und war nicht davon besessen, wovon die anderen manchmal so besessen waren. Manche sagten eben von ihm, dass er ein großer Weiser war, aber er antwortete nichts darauf.

Während er eines Tages auf einem Schlammweg ging, zerriss sich seine Sandale. Er bückte seinen ein wenig gekrümmten Rücken von altem Mann nach vorn und lächelte über der Erinnerung, die dieses Ereignis in ihm hervorrief. Dann wurde sein Blick von einem sanften Licht angezogen. Zwischen den Wolken schien das Sonnenlicht wieder, und wie in diesem Licht gebadet, stand eine Menschenfigur. Das war derselbe alte Mann, dem er in seiner Kindheit begegnet war. Wie konnte er da sein ! Er schien nicht das Mindeste gealtert zu sein. Der jetzt sehr alte Knabe verstand nun, dass dieser Alte sein Schutzengel sein sollte. Derjenige eben, der ihm drei Wünsche erfüllen sollte. Nach all den Jahren hörte er diese nie vergessene Stimme wieder.
„Also, Knabe, hast du gefunden, was du suchtest ?“
„Ja, ich begehre die Weisheit, so kann ich wissen, was ich wirklich will.“
„Du hast schon die Weisheit, dein Wunsch ist in Erfüllung gegangen.“
„Wirklich ?“
„Ja. So sind zwei deiner Wünsche erfüllt worden. Der erste war, den besten Wunsch zu finden, und die Idee ist dir eingefallen, um die Weisheit zu bitten, der zweite war sie zu erlangen, und du hast sie erlangt.“
„Ich hatte schon Verdacht daran geschöpft, aber…“
„Ja, was gibt’s ?“
„Ich glaube, ich weiß jetzt, was ich mir wünsche. Habe ich noch einen Wunsch frei ?“
„Du hast einen frei.“
„Also… ich wünsche nichts. Das ist mein Wunsch. Geben Sie ihn doch jemandem, der ihn nötiger hat. Ich brauche ihn nicht mehr. Ich habe ein gut erfülltes Leben geführt, ich habe jeden Tag genossen und ihn angenommen, wie er kam. Und deswegen habe ich Freude und Glück erlebt, mehr als ich habe denken können.
„Du bist wirklich ein großer Weiser. Das ist der schönste Wunsch.“


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